von Beate Lambrich

Frankfurt. Schriftsteller treffen, mit Lektoren und Verlegern diskutieren, Messeluft atmen und einen Kaffee am Verlagsstand trinken, dem Branchengeflüster lauschen. Das gehört zum Job einer Literaturagentin. Heute startet die Buchmesse – und auf Barbara Küper (50) warten die Termine im Halbstundentakt.

Die auf Kinder- und Jugendbücher spezialisierte Messe im italienischen Bologna im Frühjahr sowie die hiesige Buchmesse sind Pflichttermine für die Lektorin, die sich vor rund drei Jahren mit einer Literarischen Agentur selbstständig machte. Der Beruf eines Literaturagenten ist keineswegs neu. Als Urvater dieser Sparte gilt der Engländer Alexander Pollok Watts, der 1873 in London seine „Literary Agency“ gründete und auch Joseph Rudyard Kipling („Das Dschungelbuch“) managte. Literaturagenten kümmern sich nicht nur um die Bestseller, die sich von allein verkaufen, sondern gerade um unbekannte Namen. Als „Jägerin des literarischen Schatzes“ hat es sich Barbara Küper zur Aufgabe gemacht, Debütanten zu entdecken und zu fördern. Sie besucht Verlage und greift bei der Vermittlung guter Bücher auf ihr Netzwerk aus soliden Branchenkontakten zurück, das sie in rund 20 Jahren Berufserfahrung aufgebaut hat. „Ohne das hätte ich mich gar nicht selbstständig machen können, oder es hätte zumindest sehr viel länger gedauert, bis der Laden läuft.“

Zusätzlich müssen Abrechnungen überprüft, Taschenbuchausgaben geplant, Kontakte zu Rechtsanwälten gehalten werden, auch Fachlektorate wenden sich an sie. Denn ihr zweites Standbein sind Illustrationen, „das macht hierzulande fast niemand“. In zwei großen schwarzen Hängeregistern steckt ihr umfangreiches Archiv für Zeichner.

Ein drittes Standbein sind ihre Übersetzungen von englischer Jugendliteratur ins Deutsche. Eines wurde gerade mit dem „Harry Potter“-Darsteller Daniel Radcliffe verfilmt: „The December Boys“ von Michael Noonan. Außerdem vermittelt sie Lizenzen ausländischer Verlage. Die Literaturagentin arbeitet auf Provisionsbasis: „Ich verdiene nur etwas, wenn es mir gelingt, etwas zu vermitteln. Dann sind das 15 Prozent der Honorare.“ Es wird gelesen – trotz gesteigerten Computer- und Fernsehkonsums, ist sich Barbara Küper sicher. So wie die Bücher sie von Anfang an durchs Leben begleitet haben: Als Kind in der Würzburger Stadtbibliothek mit den Helden von Astrid Lindgren und Otfried Preußler, während des Germanistik- und Anglistik-Studiums mit E. T. A. Hoffmann, Ludwig Tieck und Edgar Allan Poe – und schließlich in den Verlagen, als sie Manuskripte lektorierte. Jene Zeitgenossen, die sich Autoren nennen und die Buchverlage mit Wortfluten überschwemmen, die kennt sie natürlich auch. „Deshalb sondiere ich bereits beim ersten Telefongespräch aus. Wenn ich merke, ein Thema geht absolut nicht, dann sage ich das auch und verzichte darauf, dass mir der Autor was schickt. Wenn die Geschichte von einem Bärchen, das durch den Wald zieht, auf 300 Seiten ausgedehnt werden soll, kommt das halt nicht in Frage.“ Ansonsten gelte: „Nicht nach Trends schielen. Dank des Harry-Potter-Booms sind Feen und Fantasy-Gestalten in Mode. Aber wenn eine Geschichte gut erzählt ist, geht das auch ohne Moderichtungen.“ Sie lässt sich eine Inhaltsangabe von ein bis zwei Seiten schicken, dazu eine Textprobe auf zehn bis zwölf Blättern. „Ich merke nach zwei bis drei Seiten, ob ich weiterlesen möchte oder nicht. Das ist meist schon ein sicheres Zeichen.“ Dass ihr auch mal ein Bestseller „durch die Lappen“ gehen könnte, davor habe sie keine Angst: „Bestseller lassen sich nicht planen.“ Diese Unberechenbarkeit mache das Geschäft erst spannend. „So was weckt doch erst das Jagdfieber.“ Nur die „Betroffenheitsbücher nach Holzhammermethode“, vor denen graut es Barbara Küper: „Ernste Themen können auch anders angepackt werden.“ Zum Beispiel im Band „Worüber keiner spricht“ des kanadischen Autors Allan Stratton, der für Jugendliche über das Thema Aids in Afrika schreibt. „Es hat lange gedauert, aber der 14. Verlag hat schließlich zugesagt. Die deutsche Erstausgabe erschien bei dtv Junior.“